E-Mail vom 9.11.09
von Frau Dr. Waldmann-Selsam
an Frau Dr. Brix, Bayerisches Staatsministerium für Umwelt und Gesundheit
Sehr geehrte Frau Dr. Brix,
in Ihrem Schreiben vom 20.10.2009 teilen Sie mit:
"Bereits im Jahr 2002 zeigten kontrollierte Laborversuche, dass selbst bei höheren Expositionen
kein Einfluss auf den Blutdruck zu erkennen war. Blutdruckschwankungen traten sowohl mit, wie auch ohne Expositionen auf."
Bitte teilen Sie mir mit, wo ich Unterlagen zu diesen Versuchen finden und erhalten kann.
Dr. med. C. Waldmann-Selsam
E-Mail vom 03.02.10
von Frau Dr. Waldmann-Selsam
an Frau Dr. Brix, Bayerisches Staatsministerium für Umwelt und Gesundheit
Sehr geehrte Frau Dr. Brix,
bitte beantworten Sie meine Mail vom 09.11.09.
Die Situation ist bedrohlich. Gerade erhielt ich erneut Nachricht aus Bad Birnbach: Kinder leiden in der Schule unter
Herzschmerzen, Lehrer fallen sehr häufig wegen Krankheit aus und weitere Anwohner haben Mühe den Berg zu ihrem
Haus zum L.weg hinaufzusteigen.
Frau M. aus Bad Königshofen hat seit September 2009 eine Wohnung in einer einsamen Mühle gemietet.
Dort ist ihr Blutdruck normal.
Gibt es im Ministerium irgendjemand, der sich hierfür interessiert?
Folgende Frage aus dem Schreiben an den Ministerpräsidenten ist nicht beantwortet:
Warum haben sich weder das Bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit noch
Wissenschaftler für die lebensbedrohliche Erkrankung von Frau B. interessiert?
Zur Sachlage füge ich ein Schreiben an die Gesundheitsämter in den Anhang.
Die Baumschäden haben im Einflussbereich von Hochfrequenzsendern dramatisch zugenommen. Eine zeitliche Koinzidenz
mit Inbetriebnahme von UMTS ist deutlich. Da hilft keine Stellungnahme aus dem Jahr 1990. In Bamberg wurden die Schäden
an 43 Standorten dokumentiert.Zwei Beispiele, Hainstr. 39, Staatsarchiv, und Altenburg füge ich in den Anhang.
An funkarmen Stellen waren die Bäume in Bamberg bis Mitte Oktober grün und dicht belaubt (Anhang).
Es ist ernst. Bitte informieren Sie hierüber Minister Söder.
Dr. med. C. Waldmann-Selsam
Ärzteinitiative Bamberger Appell
Dr. med. C. Waldmann-Selsam
Bamberg, den 05.03.10
Sehr geehrte Frau Dr. Brix,
bitte beantworten Sie die Mail vom 09.11.09 und die Nachfrage vom 03.02.10.
Blutdruckentgleisungen auf 200 mmHg und Herzrhythmusstörungen können lebensbedrohlich sein. Die Zunahme von plötzlichen, unerwarteten Todesfällen bei Menschen unter 55 Jahren ist alarmierend. Was ist die Ursache? Besteht ein Zusammenhang mit Hochfrequenzexposition?
Herr S. aus Walsdorf, Landkreis Bamberg, litt seit 2001 unter nächtlichen Herzrhythmusstörungen
und Blutdruckentgleisungen. Bei einer stationären kardiologischen Abklärung konnten keine pathologischen
Befunde erhoben werden. Im Jahr 2004 wandte er sich an unsere Ärzteinitiative. Die Messung ergab 1.200 µW/m²
im Schlafzimmer. Vom Schlafzimmer bestand freie Sicht zum Sender (Entfernung 30 m). Nach Verlegung des Schlafplatzes auf die
senderabgewandte Seite trat Besserung ein. Nach intensiven Abschirmmaßnahmen war er beschwerdefrei. Wir hatten diesen
Patienten u.a. Frau Dr. E. Vogel, StMUGV, am 18.01.2005 persönlich vorgestellt.
Bei Frau C. führt Hochfrequenzexposition zu erheblichem Blutdruckanstieg. Ohne Exposition hat sie immer, von mir
wiederholt überprüft, Normalwerte.
Bei Frau B. waren im Jahr 1997 an ihrem Arbeitsplatz Meteorologisches Observatorium Hohenpeißenberg
Blutdruckspitzen von 230/130 mmHg aufgetreten. Ohne Exposition hat sie Normalwerte.
Der Allgemeinarzt Gantner aus Schwäbisch Gmünd hatte im Jahr 2001 eine Zunahme von Herzrhythmusstörungen nach Inbetriebnahme von Mobilfunksendern bei Anwohnern im EKG festgestellt. Bei Aufenthalt an funkarmem Zufluchtsort gingen die Herzrhythmusstörungen, im EKG nachgewiesen, zurück. Seine Schreiben befinden sich in dem Ordner, den alle Teilnehmer des Fachgespräches, auch Sie, am 02.08.06 erhalten hatten.
Was wurde veranlasst, um den schwerwiegenden Verdacht zu überprüfen?
In Ihrem Schreiben vom 30.10.09 berufen Sie sich auf das Bundesamt für Strahlenschutz. Nehmen Sie folgenden Sachverhalt zur Kenntnis und informieren Sie Minister Söder und Ministerpräsident Seehofer über die unzutreffenden Aussagen von Dr. Weiss, BfS.
Dr. Weiss hatte die Vorschläge des Gutachters der Bundesärztekammer bezüglich unserer eingereichten
ausführlichen Kasuistiken in seinem Schreiben vom 04.12.07 an die Ärzteinitiative und bei der Vorstellung des
Mobilfunkforschungsprogramms am 17.06.08 in Berlin unterschlagen.
Am 02.05.2007 hatten wir zehn ausführliche Kasuistiken an BfS, Bundesärztekammer, SSK, LGL (Dr. Fromme) gesandt.
Prof. Dr. phil. nat. Dr. med. A. Kappos, Ausschuss für Umwelt und Gesundheit der Bundesärztekammer,
hatte die ersten drei zur Begutachtung erhalten. Am 04.09.2007 sandte er seine Begutachtung (Fälle 1-3) an das BfS.
Die übrigen Kasuistiken hatte Prof. Dr. med. D. Nowak, Institut und Poliklinik für Arbeits-, Sozial- und
Umweltmedizin, erhalten. Er benötigte fünf Monate, um auf einer Seite Stellung zu nehmen zu den Kasuistiken.
Am 02.10.2007 sandte er seine pauschale Begutachtung der Fälle 4 - 10 an Dr. Asmuß, BfS. Er ging darin nicht auf
die einzelnen Fälle ein und begründete seine Einschätzung nicht anhand der objektiv vorliegenden Befunde.
"In den Kasuistiken spürt man das große Leid der Patienten und die tiefe innere Überzeugung der behandelnden Ärzte, einen Kausalzusammenhang zu sehen. Ich kann aber auch eine iatrogene Fixierung auf ein naturwissenschaftlich bislang aus meiner Sicht nicht belegten Kausalzusammenhang erkennen. Durch diese iatrogene Fixierung wird ein Umgang der Erkrankten mit ihren Angstsymptomen abseits der Kausalitätsdiskussion nicht einfacher gemacht. Ich kann auch bei sorgfältiger und mehrmaliger Sichtung der einzelnen Kasuistiken nur die Wahrnehmung eines subjektiv erkennbaren Zusammenhangs zwischen Mobilfunk-Exposition und Symptomen erkennen, nicht jedoch mehr. Damit ist ein Teil der Kasuistiken durchaus Hypothesen-generierend, aber nicht Hypothesen-testend."
Am 04.12.2007 teilte Dr. W. Weiss, Bundesamt für Strahlenschutz, der Ärzteinitiative mit:
"Die von Ihnen aufgrund des Fachgesprächs vom 2. August 2006 dem BfS übersandten
Fallbeschreibungen wurden unter Konsultation mehrerer Ärzte sorgfältig geprüft. Das Ergebnis ist Gegenstand
dieses Schreiben. ... Diese Voraussetzungen erfüllen die von Ihnen präsentierten Ausarbeitungen aus den oben
dargelegten Gründen nicht.
Sie eignen sich nicht als Quellen zur Hypothesengenerierung oder gar für einen Nachweis ursächlicher
Zusammenhänge zwischen HF-Exposition und Beschwerden."
In diesem Schreiben hat Dr. W. Weiss die Vorschläge des Gutachters Prof. Dr. Dr. Kappos unterschlagen und der Aussage des Gutachters Prof. Dr. Nowak, dass ein Teil der Kasuistiken durchaus Hypothesen-generierend sei, widersprochen.
Auch in Berlin bei der Vorstellung des Mobilfunkforschugnsprogramms am 17.06.08 widersprach er den Vorschlägen von
Prof Dr. Kappos und Referenten der Abschlusskonferenz.
"Zusätzlich zu den Forschungsaktivitäten habe ich das Gespräch mit mobilfunkkritischen
Ärzteinitiativen gesucht. Dabei wurden Möglichkeiten und Grenzen im Umgang mit medizinischen Befundberichten
erörtert.
Nach meiner Einschätzung, die von Fachexperten gestützt wird, bilden die vorgelegten medizinischen
Fallbeschreibungen bisher keine Grundlage, um dem immer wieder postulierten Zusammenhang zwischen Feldern des Mobilfunks und
gesundheitlichen Beeinträchtigungen über die im Rahmen des DMF durchgeführten Studien hinaus wissenschaftlich
nachzugehen."
Es wurde in Berlin eingeräumt, dass die Debatte über die Langzeitwirkungen mit den vorliegenden Daten nicht
gelöst werden kann. Epidemiologische Studien und Studien über beruflich stark exponierte Menschen seien erforderlich:
"The debate on long-term effects may not be resolved from the data presented in this
work-shop. It has to come in the context of human epidemiological studies... Research needs: Large-scale studies of subjects
with high occupational RF exposure."
Der Nachrichtentechniker Dipl.-Ing. Seidel hatte jedoch genau um derartige Forschungsanstrengungen in einer Petition im Jahr 1992 gebeten, weil viele seiner Berufskollegen an Krebs erkrankten und das Rentenalter nicht erreichten! Der Bayerische Landtag hatte damals auf Empfehlung des BfS die Petition abgelehnt.
Das BfS teilte in Berlin mit, dass die Frage der Langzeitwirkungen bei Kindern und Erwachsenen weiterhin offen sei:
"Dennoch kann die Frage, ob das gesundheitliche Risiko durch eine Langzeitexposition für Kinder
höher ist als für Erwachsene, sei es aufgrund altersabhängiger Unterschiede, sei es aufgrund der längeren
Lebenszeitexposition, durch die Studien des DMF nicht abschließend beantwortet werden. Diese
Fragestellung ist deshalb weiterhin offen und muss zügig in weiteren Untersuchungen abgeklärt werden.
...Die in einigen Studien gefundenen geringfügigen physiologischen Reaktionen, die Hinweise, dass Kinder eventuell
stärker exponiert sein könnten als Erwachsene, die nicht abschließend geklärte Frage nach
gesundheitlichen Risiken bei einer langfristigen Exposition sowohl für Erwachsene, besonders aber für Kinder,
machen auch weiterhin einen vorsichtigen Umgang mit drahtlosen Kommunikationstechniken erforderlich."
Trotz offener Fragestellungen zum gesundheitlichen Risiko wurden in der Folgezeit, selbst auf Immobilien des Bayerischen
Freistaates, weitere Mobilfunksendeanlagen installiert und in Betrieb genommen.
Bei dem Vergleich von Bäumen an hochfrequenzexponierten Standorten mit Bäumen im Funkschatten von Gebäuden haben wir erhebliche Unterschiede festgestellt und dokumentiert. Im Anhang finden Sie folgende Beispiele: Gegenüberstellung Funkschatten - Exposition, einseitig beginnende Schäden, Vergleich Linden Residenzstr./Dominikaner und Kastanie A und B am Michelsberg.
Die expositionsabhängigen Erkrankungen bei Menschen und Bäumen stellen starke Indizien für eine Schädigung durch Mobilfunk dar.
Informieren Sie hierüber Minister Söder und den Ministerpräsidenten Seehofer.
Bitte bestätigen Sie den Eingang des Schreibens.
i.A. Dr. med. C. Waldmann-Selsam
Anhang: Beispiele von Baumschäden
Bayerisches Staatsministerium für Umwelt und Gesundheit
Postfach 81 01 40
81901 München
Dr. Jutta Brix
Telefon (089) 9214 - 2207
jutta.brix@stmug.bayern.de
Frau Dr. Waldmann-Selsam
per E-Mail
München, 15.03.2010
Mobilfunk: Angebliche Gesundheitsschäden bei Menschen und Schäden an Bäumen
Sehr geehrte Frau Dr. Waldmann-Selsam,
Ihre E-Mails vom 3. Februar und 5. März 2010 enthalten Wiederholungen Ihrer bereits vorgebrachten Fallbeispiele und Behauptungen.
Die individualmedizinische Diagnostik, Behandlung und Betreuung von Patienten ist Aufgabe der ärztlichen Versorgung, nicht der staatlichen Behörden.
Grundsätzlich neue Aspekte sind in Ihren Ausführungen nicht enthalten. Gemäß Allgemeiner Geschäftsordnung des Freistaates Bayern (AGO) werde ich daher nicht nochmals aus diese eingehen. Die gewünschten wissenschaftlichen Informationen können Sie auf der bereits zitierten Website des BfS und der ICNIRP nachlesen.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. J. Brix
Regierungsdirektorin