Ärzteinitiative Bamberger Appell
Dr. med. C. Waldmann-Selsam
Bamberg, den 24.07.09

An den Bayerischen Ministerpräsidenten
Horst Seehofer
Persönliche Übergabe in Wallenfels, Landkreis Kronach

Sehr geehrter Herr Ministerpräsident,

gestatten Sie, dass ich mich wegen ernster Tatsachen an Sie wende.

Frau C. aus Wallenfels reagiert seit mehreren Jahren, wiederholt objektiv nachgewiesen, mit extremem Blutdruckanstieg auf Hochfrequenzimmissionen (DECT-Telefone, Handy, WLAN, Mobilfunksender). Sie ist kein Einzelfall (s. Anlage: Beispiele von Erkrankungen im Zeitraum 1992 bis 2006). Im Frühjahr 2006 hatte sie an der Studie über Elektrosensibilität der Universität Mainz (Deutsches Mobilfunkforschungsprogramm) teilgenommen. Ihr Problem, der expositionsabhängige Blutdruckanstieg, war nicht untersucht worden.
Das Bayerische Landesamt für Umwelt hatte Kontaktaufnahme mit den Umweltmedizinischen Ambulanzen in München und Erlangen empfohlen. Nach der Bitte um einen Termin erhielt sie am 08.11.2007 von der Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin, LMU München folgende Antwort:
"Wir müssen Ihnen leider mitteilen, dass es diesbezüglich auf individualmedizinischer Ebene keine diagnostischen Möglichkeiten gibt, so dass eine persönliche Vorstellung in unserer Ambulanz nicht zielführend erscheint."
Am 07.01.08 begleitete Frau S. ihren Mann zu einer Augenuntersuchung ins Kopfklinikum Erlangen. Im Warteraum, unter handytelefonierenden Menschen und DECT-Repeatern, wurde ihre rechte Gesichtshälfte pelzig und der Kopf schmerzte und kribbelte. In der neurologischen Ambulanz wurde der Blutdruck gemessen: 220/110 mmHg.
Sie ersuchte um einen Termin in Institut und Poliklinik für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin, Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg. Die Antwort vom 28.05.2009 half nicht weiter: "Wie im Telefonat bereits mit Ihnen besprochen, bestehen in unserem Institut keine diagnostischen Möglichkeiten, um den Zusammenhang zwischen ihren Beschwerden und der Exposition gegenüber Strahlungsquellen abzuklären."

Wer kann die folgenreiche Fragestellung klären: Können Hochfrequenzimmissionen bei einem Teil der Menschen zu Blutdruckanstieg führen?

In der Veröffentlichung von Dr. med. J. Iranyl aus dem Jahr 1960 in der Münchner Medizinischen Wochenschrift "Störungen des vegetativen Nervensystems bei Arbeitern von Rundfunksendern" wurde bereits von Störungen der Blutdruckregulation und anderen Symptomen (Kopfschmerzen, Schwindel, körperliche und geistige Ermüdbarkeit, psychische Störungen, Schlafstörungen, übermäßiger, quälender Durst am Arbeitsplatz, toxische Erscheinungen schon nach Genuss geringer Mengen von Alkohol) bei einem Teil der Mitarbeiter berichtet.

In einem anderen Fall (Frau G.) hatte das Institut für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin der LMU München bereits im Jahr 2002 keine Möglichkeit der Expositionstestung gesehen. Ein Arzt des Gesundheitsamtes Passau war am 11.09.03 der Bitte von Frau G. nachgekommen. Nachdem er jedoch im belasteten Haus lebensbedrohliche Blutdruckwerte (250-300/150 mmHg) gemessen hatte, brach er den geplanten Versuch mit Messungen an verschiedenen Orten wegen des untragbaren gesundheitlichen Risikos ab. Er informierte Frau Dr. J. Brix, StMUGV, über diesen Vorfall und die weiterhin bestehende Bereitschaft von Frau G.: "Frau G. wäre an einem Fortgang weiterer Untersuchungen zum Thema "Mobilfunkstrahlung und gesundheitliche Auswirkungen" interessiert." Frau G. ist im Dezember 2004 im Alter von 57 Jahren plötzlich verstorben.

Was wurde von Frau Dr. J. Brix, StMUGV, nach der Information durch das Gesundheitsamt im Jahr 2003 veranlasst?

Frau M. aus Oberammergau muss seit November 2006 im Wald leben, weil nach Inbetriebnahme einer neuen Systemtechnik von T-Mobile ihr Kalzium-Wert im Blut im abgeschirmten Haus erneut, objektiv nachgewiesen, unter kritische Werte fiel.
Zur möglichen Beeinflussung des Kalzium-Stoffwechsels liegen wissenschaftliche Forschungsergebnisse vor. Es besteht der Verdacht, dass eine große Zahl von Menschen latent betroffen ist (Zunahme von Osteoporose).

Warum haben sich weder das Bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit noch Wissenschaftler für die lebensbedrohliche Erkrankung von Frau M. interessiert?

Der Elektrotechniker und Physiker Dr.-Ing. W. Volkrodt war 30 Jahre lang in leitender Position bei Siemens. Er machte viele Erfindungen (150 Patente). In den 80iger Jahren bemerkte er im eigenen Garten in Bad Neustadt/Saale Veränderungen an den Bäumen. Er stellte sich folgende Fragen: "Was findet sich an den Stellen, wo unsere Wälder am schlimmsten geschädigt sind? Gibt es dort Hinweise für die Ursachen? Was wissen die ortsansässigen Menschen, wie es früher war, bevor das Waldsterben begann?"
In den Jahren 1988 und 1989 machte er Waldschädenexkursionen in ganz Deutschland. Seine Bestandsaufnahme an 32 Hochfrequenzsendern (s. Anlage), die er im Jahr 1989 an Ministerien, Universitäten, Bundesamt für Strahlenschutz und Petitionsausschuss des Bundestages sandte, stellte ein starkes Indiz für einen kausalen Zusammenhang zwischen Waldschäden und Hochfrequenzimmissionen dar.

Durch die Erfindung der Lichtwellentechnik war ein Umstieg der Nachrichten- und Kommunikationstechnik auf Kabel möglich geworden. Volkrodt setzte sich unermüdlich ein und hoffte auf weise Entscheidungen: "Spätere Geschichtsschreiber werden über die Hochfrequenzmisere in der Zeit von etwa 1975 bis 1990 von einem kleinen, zeitlich begrenzten "Technischen Störfall" sprechen. Er konnte dank der Einführung der Lichtwellenleitertechnik schnell und konsequent beseitigt werden."

Die Strahlenschutzkommission dementierte in ihrer Stellungnahme vom 27.09.1990 bestehende Zusammenhänge - ohne die dokumentierten Waldschäden an Sendestandorten untersucht zu haben und ohne eine große Zahl vorliegender wissenschaftlicher Veröffentlichungen (s. Anlage) zu berücksichtigen: "Richtfunk- und Radarwellen rufen keine Waldschäden hervor."

Durch diese Stellungnahme war der Weg frei, Deutschland flächendeckend mit einem dichten Netz von Mobilfunk- und Richtfunksendern zu überziehen.

Ab etwa 2004 wurde aus ganz Europa eine rasante Verbreitung von unerklärlichen Baumschäden fast aller Arten gemeldet: Verlichtung der Kronen, Kronendürre, Braunverfärbung der Blätter, vorzeitiger Blattfall, Vorwölbungen am Stamm (bulbs, resin pockests), zu rasches Dickenwachstum, Aufreißen und Abplatzen der Rinde, Verfärbung der Rinde, starke Ausbreitung von Pilzen, Algen, Flechten und Moosen, Veränderung des Obstes, geringe Haltbarkeit. Gärtner und andere begannen die geschädigten Bäume mit den nahegelegenen Mobilfunksendeanlagen zu kartieren. Beispielhafte Schadensbilder zeigt die Seite www.boomaantastingen.nl aus Holland.

Der Elektrotechniker und Physiker Dr.-Ing. V. Schorpp stellte am 02.08.2006 beim Fachgespräch des Bundesamtes für Strahlenschutz "Gesundheitliche Auswirkungen der elektromagnetischen Felder des Mobilfunks - Befundberichte" Baumkasuistiken als Methode zur Ableitung kausaler Zusammenhänge vor.
Originalvortrag: http://www.puls-schlag.org/download/Schorpp-BfS-02-08-2006.pdf

Das BfS veranlasste keine Untersuchungen, obwohl in ganz Deutschland Baumschäden drastisch zunahmen. Die Antwort von Frau Dr. A. Dehos, Bundesamt für Strahlenschutz, vom 13.11.2007, "...Zu möglichen Auswirkungen hochfrequenter Felder auf Pflanzen gibt es von wissenschaftlicher Seite bisher keine klaren Hinweise. Daher messe ich dieser Frage ebenfalls keine Priorität bei...", ist unzutreffend.

Bitte lassen Sie sich auf der Heimfahrt an den Sendern auf der Baywa (Nähe Wasserwirtschaftsamt), an der Max-von-Welsch-Straße und an der Güterstraße in Kronach vorbeifahren. Die große Linde am Eingang zur Landesgartenschau (Lönsstr.), die Linden am Kletterspielplatz, die Buche hinter dem Wasserwirtschaftsamt und vor dem Kaspar-Zeuß-Gymnasium, der Ahorn in der Güterstraße zwischen Sender und Landratsamt, die Hainbuchenhecke in der Max-von-Welsch-Straße und der Ahorn vor der Realschule werden Sie nachdenklich machen.

In Tettenweis war im April 2009 ein Sender von O2 (930 MHz) in Betrieb gegangen.
Bei Landwirt J. G., Ruhstorf, Niederreith, Schweinezuchtbetrieb, kam am 29.05.09 ein fehlgebildetes Ferkel mit offener Bauchhöhle auf die Welt. Drei weitere Ferkel mit Anomalien (fehlgebildete Vorderfüße; fehlgebildete Vorder- und Hinterfüße und Blindheit; Fehlbildung der Geschlechtsorgane) folgten. Es gab deutlich mehr Binneneber im Vergleich zu früher. Die Fruchtbarkeit der Zuchtsauen ging zurück. Im Stall der trächtigen Säue betrug die Leistungsflussdichte 200 µW/m².
Landwirt A. R., Ruhstorf, Oberreith, Schweinemastbetrieb, stellte ab Mai 2009 fest, dass es in jedem seiner Ställe - im Gegensatz zu früher - Tiere gab, die nicht aufstehen konnten. Manche humpelten. Der dreijährige Hund, der sich früher ganztägig vor dem Hof aufhielt, ging ab Mai auch tagsüber meist an seinen Schlafplatz in den Keller. Auch die Katzen suchten häufig den Keller auf.
Bei Frau R. waren ab Mai folgende Symptome aufgetreten: starker Schwindel, Zittrigkeit, Schwäche in den Knien, Kraftlosigkeit und hoher Blutdruck (200/100 mmHg). Wenn sie im Garten arbeitet, wird die Zittrigkeit ganz schlimm. Nach längerem Aufenthalt in der Küche (senderabgewandte Seite des Bauernhofes) kommt sie nach einiger Zeit zur Ruhe.
Während eines Urlaubs in Südtirol vom 21.- 26.05.09 war sie völlig beschwerdefrei.
Bei Herrn R. sind Gelenkschmerzen und eine erhebliche Schwellung am rechten Fuß aufgetreten. Der 35-jährige Sohn leidet morgens unter Müdigkeit und Schlappheit.
Mehrere zu Besuch kommende Angehörige verspüren Kopfdruck und Missempfindungen.
Im Schlafzimmer auf der Senderseite betrugen die Messwerte 200 µW/m² und vor dem Hof lagen sie zwischen 700 und 1000 µW/m².

In Ortenburg, Zell, war im September 2008 ein neuer Mobilfunksender in Betrieb gegangen.
In der Folgezeit kam es zu einer Häufung von Verwerfungen bei den Kühen und zu einem missgebildeten Kalb. Der langjährige Hoftierarzt hat die aufgetretenen Veränderungen attestiert.

Nach Bad Birnbach wurde die Ärzteinitiative schon 2007 gerufen, weil Anwohner (Kinder und Erwachsene) am T-Mobile-Sender (neben Schule) unter einer Vielzahl von Symptomen litten. In einem Schreiben an Ministerpräsident Beckstein vom Januar 2008 hatten wir die Symptome einer Familie aus Bad Birnbach beschrieben und um Hilfe gebeten.
"Seit 2005 leidet ein 9-jähriger Junge aus Bad Birnbach unter folgenden Symptomen: Schlafstörungen (Zähneknirschen, Wälzen, Reden im Schlaf), Kopfschmerzen, Unruhe, Reizbarkeit, Ohrgeräusche, Konzentrationsstörungen, Vergesslichkeit, Lernstörungen, Übelkeit, Durchfall, Bauchschmerzen, anfallsweise roter Kopf und feuerrote Ohren. Er hat häufig Infekte und Nasennebenhöhlenentzündungen. Die 1-jährige Schwester hält sich oft die Ohren zu, bekommt heiße Hände und Füße und unerklärliche rote Flecken. Die Eltern leiden extrem unter Schlafstörungen, Schwitzen, Kopfschmerzen, Schwindel, Blutdruckentgleisungen, anfallweise Atemnot, Gelenkschmerzen, Nervenschmerzen, Sensibilitätsstörungen, Tinnitus, Hauteiterungen, Vergesslichkeit und Reizbarkeit. So oft die Familie abgelegene Stellen aufsucht, verringern sich viele der aufgeführten Beschwerden. - 100 m von der Wohnung der Familie entfernt steht ein Sender von T-Mobile; weitere Sender in ca. 600 m Entfernung. Die Familie ist auf der Suche nach einer weniger belasteten Wohnung."

Familie S., Widumweg, Bad Birnbach, ist aus eigener Kraft nicht mehr in der Lage umzuziehen. Nach Veränderungen am Sender im Mai 2009 ist die Situation noch schlimmer geworden. Die Blutdruckwerte des 45-jährigen Vaters schwanken zwischen 190/140 mmHg und 50/40 mmHg. Er leidet sehr stark unter Atemnot, Herzschmerzen und Vergesslichkeit und kann die Wohnung fast nicht mehr verlassen. Bei der Mutter sind unerklärliche Hautveränderungen, Herzschmerzen und extreme Vergesslichkeit aufgetreten. Der Gesundheitszustand und das Verhalten der Kinder hat sich verschlechtert. Sie haben Mühe, den Hang zu ihrer Wohnung hinaufzugehen.

Folgende Menschen befinden sich ebenfalls in großer Not und haben sich, bisher vergeblich, an das Staatsministerium für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz mit der Bitte um Hilfe gewandt: M., Plattling; W., Bad Königshofen; H., Aschaffenburg; L., Amberg; R., Aschaffenburg; Einwohner von Egloffstein und Selbitz u.v.m.
Bei all diesen Menschen nehmen die Symptome an funkarmen Stellen rasch ab.

Bitte helfen Sie diesen verzweifelten Menschen.

Immer mehr Menschen, in vielen Orten, fragen, ob es einen Zusammenhang geben könne zwischen Hochfrequenzbelastung und der Zunahme von Erkrankungen und Todesfällen bei Menschen unter 60 Jahren. Einzelne Menschen bemerken bei sich selbst, dass sie sich psychisch verändern. Sie würden einerseits gleichgültig und teilnahmslos und im nächsten Moment könne es passieren, dass sie wegen einer Kleinigkeit die Kontrolle über sich verlieren und ausrasten.

Bitte machen Sie das Thema zur Chefsache. Veranlassen Sie die Bildung eines Teams aus Wissenschaftlern, Human- und Tiermedizinern, Botanikern und Technikern, die ein ehrliches Interesse an der Aufklärung des schwerwiegenden Verdachtes haben.

In der Hoffnung auf Hilfe
i. A. Dr. med. C. Waldmann-Selsam

Anlagen: