Bericht 18 (DECT)

Ent-DECT!

Während mehrerer Jahre stand ich mit meiner Familie andauernd unter der Wirkung elektromagnetischer Felder von schnurlosen Telefonen. Diese wurden verursacht durch eine Basisstation unserer Nachbarn ein Stockwerk unter unserer Wohnung sowie von einer Basisstation und dem von mir täglich mehrmals benutzten Mobilteil an meinem Arbeitsplatz. Schleichend und daher anfangs völlig unbemerkt entwickelte sich bei mir eine nachfolgend aufgezählte wilde Mischung von Beschwerden, die in wechselndem Zusammenspiel und schwankend in unterschiedlicher Stärke auftraten. Es handelt sich hierbei ganz überwiegend um Probleme, die im normalen menschlichem Maß ihren Platz im Leben haben könnten, die jedoch in heimtückischer Weise gesteigert wurden durch die Strahlung von DECT:

Durchschlafstörungen; Erschöpfung, Abgeschlagenheit; alles wurde immer anstrengender; Unzufriedenheit; Handlungsunlust; Willenslähmung; allgemeine Antriebsschwäche abwechselnd mit leichter Erregbarkeit; feines inneres Zittern; Unfähigkeit zu seelischem Ausgleich und körperlicher Erholung; Denkhemmungen; Gedächtnisschwäche; Wortfindungsstörungen; Gedankenflucht; Abreißen des Handlungsfadens; Zerstreutheit bis ansatzweise Verwirrung; Störung der Gesprächsfähigkeit; Häufung von Missverständnissen verbunden mit der bedrückenden Empfindung, andauernd nicht richtig verstanden zu werden; plötzlich nachlassende Aufmerksamkeit; unvermittelt starke Verminderung der sozialen Einfühlungs- und Zuwendungsfähigkeit; eiskalt werden; Steigerung des Misstrauens; Problemaufbauschung; Neigung zur grundlosen Konfliktanheizung; Reizbarkeit; Aggressivität; Hören eines metallisch klingenden inneren Knallens von Wutausbrüchen, Stunden bis zu 1-2 Tage vorher; Gefühl, den Einfluss auf das eigene Verhalten zu verlieren; Eindruck, neben mir zu stehen, wie im Traum zu handeln, wie teilweise betäubt zu sein; Gefühl, völlig hilflos und ausgeliefert zu sein; durchgängig Verunsicherungsgefühle; andauernde unterschwellige allgemeine Ängstlichkeit; Angst, zu verdummen; starke seelische Beunruhigung; Besorgnissteigerung; Bedrohungsgefühle; Angstphantasien; Vorstellung, gegen einen fremden Einfluss ankämpfen zu müssen; Schwund der Lebensfreude; Nachlassen der Fähigkeit zu sinnlichem Genuss, insbesondere des Geschmackssinns; die Körperwahrnehmung selbst blieb deutlich, meldete jedoch eine Verschiebung der Empfindung in Richtung einer unbestimmbaren Dumpfheit; Veränderung des Lebensgefühls; Eindruck, mit dem Leben immer weniger zu recht kommen zu können.

Der Alltag in Familie und Beruf musste mit einer sozialen Maske bewältigt werden, um nicht aufzufallen, wie ich es schamhaft für notwendig fand, was aber beispielsweise schon allein wegen meiner Tobsuchtsanfälle unmöglich war. Meine Mitmenschen in Familie und am Arbeitsplatz schwiegen und litten - wie sich später herausstellte nicht nur an mir, sondern auf ihre Weise an derselben Dauerbestrahlung.
In den kurzen Zeiten im Urlaub in unserer ständigen Ferienwohnung, in deren unmittelbarer Nähe sich - wie ich inzwischen weiß - keine entsprechenden Strahlungsquellen befanden, minderten sich allmählich alle Beschwerden und meine Selbstbesinnung kehrte in Ansätzen zurück. Es war trotz der eintretenden Erholung ein Aufwachen in einer Hölle der Hoffnungs- und Aussichtslosigkeit, hatten wir doch die für uns unerklärbare Erfahrung gemacht, dass mit der Rückkehr zu Wohnung und Arbeit die Fortsetzung der Misere sofort folgte.
Ärztliche Hilfe aufzusuchen, vermied ich aus Furcht vor Psychiatrisierung. Mit beschränktem und wechselndem Erfolg suchte ich gelegentlich Beruhigung durch Johanniskrauttee und der Einnahme eines Magnesium-Calcium-Präparates.
So lebte ich mit meiner Familie in einem verzweifelten Schwanken zwischen Durchhalten und Aufgeben.

Nachdem ich bei einer Informationsveranstaltung durch einen Arzt Hinweise auf eine mögliche Gesundheitsgefährdung durch DECT erhalten hatte, konnte ich im März 2003 die Entfernung beider DECT-Geräte, zu Hause und am Arbeitsplatz, erreichen. Etliche meiner Beschwerden verschwanden sofort, andere allmählich. Dies war bei allen Familienmitgliedern ebenso der Fall wie bei unserer inzwischen schwer erkrankten Nachbarin. Ihrer aller Beschwerden hatten von ärztlicher Seite nicht auf eine Ursache zurückgeführt werden können und einige hatten sich trotz der Behandlungsversuche bis dahin als andauernd erwiesen.
Auch die Atmosphäre am Arbeitsplatz entspannte sich zusehends, die Arbeitsqualität des gesamten Teams steigert sich seither merklich.

Einhergehend mit der sogleich einsetzenden Besserung stellte sich allmählich auch die Fähigkeit wieder ein, mein Leben mehr nach meinem Willen zu ordnen. Während der Dauerbestrahlung war dieses Vermögen nachhaltig beeinträchtigt gewesen. Zwar waren mir etliche der genannten Beschwerden nach und nach mit ihrer Steigerung bewusst geworden, deren Ursache aber unklar geblieben. Dies war verbunden mit einem lähmenden Gefühl, hilflos und ausgeliefert zu sein. Vieles konnte mir erst klar werden, nachdem durch die Entfernung der Geräte die Wiederherstellung meiner Selbststeuerung ermöglicht worden war.

Die genannten Beschwerden können weiterhin - für mich unberechenbar - sowohl in abgemilderter als auch in heftiger Ausprägung auftreten und sofort mit der Einwirkung von DECT-Strahlung beginnend je nach deren Dauer und Stärke bis zu 1-2 Tagen nachwirken. Einige der Störungen treten sogleich, andere später und somit erst nach meiner Entfernung aus der Bestrahlungszone auf. Dies machte es mir anfangs schwer, die Letzteren ihrem Auslöser zuzuordnen.

Gerate ich in einen von mir nicht rechtzeitig oder unbemerkten Strahlungseinfluss, kann auch heute noch zeitweise eine weitgehende Beeinträchtigung meiner bewussten Selbstwahrnehmung die Folge sein. Noch immer ist dabei oftmals selbst die Fähigkeit, das in der Situation deutlich Erlebte als Wirkung der aktuellen Bestrahlung zu begreifen und Konsequenzen zu ziehen, wie ausgelöscht und erst nach einer Erholung wieder hergestellt.
Je mehr es mir gelingt, die Nähe zu Strahlungsquellen zu meiden, umso besser entwickeln sich die Fähigkeit zur Erholung und die Kraft zur Erhaltung der geistigen Klarheit.
Meine Selbstbeobachtungsfähigkeit hat sich weiter geschärft und gestärkt. Sie hilft mir heute, wenn ich die Folgen einer Bestrahlung, die ich nicht rechtzeitig erkennen oder vermeiden konnte, bewältigen muss.

Mir wurde inzwischen klar, dass ich ähnlichen Wirkungen auch bei Aufenthalt in zu großer Nähe von Mobilfunksendern, sendenden Handys, WLAN etc. ausgesetzt bin.

Mein Leben ist so von der Belastung geprägt, dass meine seelische und körperliche Unversehrtheit sowie meine Fähigkeit zu persönlicher und sozialer Selbstbestimmung und Verantwortung in unzumutbarer Weise fast überall durch die Fremdeinwirkung der Zwangsbestrahlung gefährdet sind und jederzeit gestört werden können. Zu selten schützen und stützen mich Verständnis und Rücksichtnahme meiner Mitmenschen. Noch begegnen mir ganz überwiegend Unwissenheit, Gleichgültigkeit, Unverständnis, Ablehnung, Verhöhnung.
Durch die hierdurch ausgelöste Vorsicht und wegen der inzwischen nahezu flächendeckenden Allgegenwart von Strahlungsquellen werden ich und meine Familie zunehmend daran gehindert, auf kultivierte Weise am sozialen, wirtschaftlichen und kulturellen Leben der Gesellschaft teilnehmen zu können.

Wir brauchen die Gesellschaft - braucht diese Gesellschaft uns nicht?