Bericht 12 (Mobilfunk)
22.05.2005
David siegt gegen Goliath
Dezember 1996
Ohne vorherige Ankündigung baut die Firma Mannesmann drei Mobilfunkantennen
auf das Dach des fünfgeschossigen Gebäudes unserer Wohnanlage. Wir selbst, sowie unsere Tochter
mit Familie (2 Erwachsene, 3 Kinder) wohnen in diesem Gebäude.
In diesem Gesamtkomplex der Wohnanlage (Gebäude mit fünf, vier und drei Etagen in Hufeisenform)
wohnen 72 Familien. Im Innenbereich der Wohnanlage befindet sich ein Kinderspielplatz. Ebenfalls in
unmittelbarer Nachbarschaft ist eine Kindertagesstätte mit Hort.
April 1997
Erste Gesundheitsprobleme machen sich bemerkbar. Unsere Enkeltochter (seinerzeit 9 Jahre alt)
bekommt eine Form von epileptischen Anfällen. Diese zeigen sich am plötzlichen Aussetzen des
Bewegungsablaufes. In dem Zeitraum von wenigen Sekunden bis zu einer Minute verharrt sie starr, ist nicht
ansprechbar, die Augen sind verdreht. Diese Anfälle wiederholen sich mehrere Male in einer Stunde und
sind über den Tag verteilt.
Bei der Behandlung durch die Ärzte (auch Neurologe) wurde auf die Antennenanlage hingewiesen.
Laut Aussage der Ärzte könnte ein Zusammenhang der Anfälle und der Antennenanlage bestehen;
dies sei aber nicht nachweisbar
Die Krankheit wird mit starken Medikamenten behandelt. Es erfolgen halbjährliche Kontrollen. Die
medikamentöse Behandlung wird Ende 2003 probeweise ausgesetzt.
Juni 1997
Enkelsohn (7 Jahre) bekommt einen schweren Migräneanfall auf dem Spielplatz der
Wohnanlage. Die Migräneanfälle häufen sich und sind verbunden mit Erbrechen, Schwindel und
Sehstörungen. Eine Behandlung erfolgt mit Tabletten und Ruhezeiten in einem abgedunkelten Zimmer.
Im Herbst 1998
Es wird zusätzlich noch eine größere und höhere Antenne des
Betreibers Viag installiert.
Juli 2000
- Bei unserer Tochter zeigen sich ebenfalls starke Migräneanfälle und Schlafstörungen.
Innerhalb der Nachbarschaft der Wohnanlage spricht sich herum, dass es in den Familien Gesundheitsprobleme gibt.
Diese haben vor den Antennen-Installationen nicht bestanden.
- Um festzustellen, ob die gesundheitlichen Probleme in jeweils gleichartiger Weise in der Nachbarschaft
auftreten, werde ich gebeten, eine Umfrage zu starten. Wir fertigten eine Liste an, in die die Befragten
in unserem Beisein ihre Gesundheitsprobleme eintragen konnten.
Unsere Frage lautete: Haben Sie nach Aufbau der Mobilfunkantennen Gesundheitsprobleme? Wenn ja, welche?
Wir haben 33 Familien, also fast die Hälfte der Familien, welche in der Anlage wohnen, befragt. Es
stellte sich heraus, dass viele der Annahme waren, es handelt sich bei den Antennen um Fernsehantennen.
Die Auflistung der Gesundheitsprobleme versetzte uns in Alarmbereitschaft.
So hatten fast alle, wenn sie zu Hause waren:
- sehr starke Kopfschmerzen mit Schwindel
- sehr starke Schlafstörungen
- sehr starke nervöse Unruhe, auch in der Nacht
Alles nur medikamentös in den Griff zu bekommen.
- Zwei schwere psychiatrische Fälle. Ausgangspunkt: Kopfschmerzen, Schlafstörung, Depressionen.
Endstation: ambulant und stationär in Psychiatrie Hanau mit anschließendem Kuraufenthalt. Nach
Rückkehr der Patienten in den häuslichen Bereich traten die gleichen Ausgangsprobleme auf.
Wieder schwere Rückfälle erlitten.
Ab Mai 2001
- In den Abendstunden bekommt mein Mann starkes Hautjucken.
- Meine Nerven spielen zu Hause verrückt; fühle mich wie aufgezogen.
- Konzentrationsstörungen und alle vorher genannten Symptome nehmen bei allen Hausbewohnern stark zu.
Außerhalb der Wohnungen geht es uns allen gut; zu Hause schlecht.
- Immer mehr Männer bekommen Schlafprobleme. Diese sind vorher nicht aufgetreten.
- Viele Kinder haben am Morgen beim Aufstehen bereits Kopfschmerzen. Müssen Medikamente einnehmen.
Bereits 5-jährige gehören dazu. Auch unser dritter Enkel (6 Jahre) ist inzwischen mitbetroffen.
Kinder sind alle sehr hyperaktiv und aggressiv. Unsere Tochter hat abends und auch in der Nacht starkes
Hautjucken und Brennen an den Fußsohlen.
Alle Beschwerden treten bei vielen Personen zur gleichen Tages- oder Nachtzeit auf.
- Ein Leuchten von drei Antennen (Mannesmann) wird von uns allen beobachtet. Eine Reflektion der
Sonnenstrahlen kann es nicht sein, da das Leuchten auch bei trübem und regnerischem Wetter vorhanden ist.
Auf eine Nachfrage seitens der Baugenossenschaft bei den Betreibern der Antennenanlagen wird ein Leuchten der
Antennen kategorisch ausgeschlossen. Es sei eine optische Täuschung. Unsere Vermutung ist, dass das
Leuchten durch eine extrem höhere Leistungsbeanspruchung der Antennen zustande kommt.
- Inzwischen leiden viele Kinder unter sehr starkem Nasenbluten, welches auch in der Nacht auftritt.
- Auch von der städtischen Kindertagesstätte wird mir dieses Krankheitsbild von einer Erzieherin
zugetragen. Später aber merkwürdigerweise von der Leiterin dementiert.
- Neuzugezogene, von uns extra nicht auf unsere Gesundheitsprobleme angesprochen, weil wir die neuen
Nachbarn nicht beeinflussen wollten, klagen einige Monate nach dem Einzug über die gleichen
Gesundheitsbeeinträchtigungen wir wir.
Januar 2002
- Dritter psychiatrischer Fall, gleicher Verlauf wie am Anfang berichtet, wird bekannt. Diese Krankheit
tritt bei einer Mitarbeiterin der Baugenossenschaft auf. Der Arbeitsplatz der Mitarbeiterin befindet sich in dem
Verwaltungsgebäude der Genossenschaft, welches in unmittelbarer Nähe der Wohnanlage mit ihren Antennen ist.
Die Mitarbeiterin geht anschließend in Frührente. Seit die Frau nicht mehr an ihrem Antennen-Arbeitsplatz ist,
sind diese Gesundheitsprobleme verschwunden.
- Das Hautjucken und Kribbeln auf der Haut und an den Beinen meines Mannes nimmt zu Hause immer mehr zu,
äußert sich durch sog. Gänsehaut und aufrecht stehende Körperhaare. An den Wochenenden ist es
besonders extrem, da er an den Wochentagen außer Haus am Arbeitsplatz ist.
Frühjahr 2002
- Beide Enkel, inzwischen 8 bzw. 13 Jahre, leiden unter sehr starker Legasthenie. Nachfragen ergeben das
gleiche Krankheitsbild bei anderen Kindern.
- Konzentrationsstörungen und "bleierne" Müdigkeit am Tag nehmen bei den Erwachsenen zu.
2003
Nachts treten vermehrt Wadenkrämpfe auf. Auch bei meinem Mann. Ab den frühen Morgenstunden liegen
viele schlaflos im Bett.
Herbst 2003
Da die gesundheitlichen Probleme in der Familie meiner Tochter unveränder groß sind, bzw. verstärkt
auftreten (Legasthenie, Kopfschmerzen, Schlafsörung usw. usw.), beschließt die Familie, einen
Wohnungswechsel vorzunehmen. Auch wir planen einen Umzug, da es auch für uns wichtig ist, die
Gesundheitsprobleme, welche wir auf die Antennen zurückführen, zu beseitigen.
2004
Ende März zieht meine Tochter mit Familie aus. Ende Mai nehmen auch wir einen Wohnungswechsel vor.
Herbst 2004
Bei einer Nachuntersuchung bei beiden Enkeln wird keine Legasthenie mehr festgestellt. Im Gegenteil, es wurde
festgestellt, dass der jüngste Enkel (10 Jahre) einen IQ von 112 hat, und beide Jungen für den
Besuch der Realschule vorgeschlagen wurden. Auch die epileptischen Anfälle meiner Enkeltochter sind
nicht mehr vorgekommen.
2005
Seit dem Wohnungswechsel im März und Mai 2004 konnten wir feststellen, dass bei der Familie unserer Tochter
sowie bei uns gesundheitliche Probleme, wie in den vorstehenden Ausführungen geschildert, nicht mehr
aufgetreten sind. Dies ist für uns der Beweis, dass von den Antennen-Anlagen für Mobilfunk eine
gesundheitliche Gefährung ausgeht.
In diesen Tagen wurde die erste Antennen-Anlage, welche noch 15 Jahre in Betrieb sein sollte, durch
Gerichtsbeschluss verfügt abgebaut. Den Abbau der noch vorhandenen zweiten Antennenanlage erwarten wir
in Kürze.
Hanau, den 22. Mai 2005
R. B.