Bericht 1 (DECT)

Dr. P. W.

22.3.2005

Fallbericht

Zum Thema gesundheitliche Störungen durch elektromagnetische Strahlung möchte ich folgende Kasuistik beitragen.

Mein jetzt zehnjähriger Sohn C. klagte etwa seit dem Jahr 2000 nahezu täglich über Kopfschmerzen. Ich habe ihn als Arzt wiederholt untersucht und keine körperlichen Auffälligkeiten festgestellt. Die Schule ist meinem Sohn immer sehr leicht gefallen, er hat keine Probleme beim Lernen, allerdings fiel mir auf, dass er täglich Probleme beim Anfertigen der Hausaufgaben hatte. Er saß an seinem Schreibtisch in unserem Wohnzimmer, jammerte, dass er sich nicht wohl fühle, und beim Hausaufgaben machen ging kaum etwas voran. Er wollte ständig eine Pause machen, war lustlos, klagte über Kopfschmerzen und benötigte für eine "normale" Hausaufgabe eines Grundschülers etwa drei bis vier Stunden. Sowohl meiner Ehefrau - einer Grundschullehrerin - als auch mir als Arzt war völlig unerklärlich, wieso ein Schüler, der sehr gute Schulnoten bzw. Beurteilungen in den Zeugnissen erhielt, derartige Schwierigkeiten bei der Anfertigung der Hausaufgaben hatte.

Im Juli 2004 erfuhren wir, dass ein Mobilfunkmast in unmittelbarer Nähe unseres Anwesens aufgestellt werden sollte. Ich war bis zu diesem Zeitpunkt völlig unbedarft gegenüber Mobilfunktechnologie und elektromagnetischer Strahlung. Berichte, dass dadurch irgendwelche gesundheitlichen Probleme verursacht werden könnten, betrachtete ich eher als "Spinnerei". Ich selbst benutzte ein Handy, wir hatten auch in unserem Haus seit etwa 1999 ein schnurloses Telefon (DECT). Die beabsichtigte Errichtung des oben genannten Mobilfunkmastes veranlasste mich dann allerdings, doch Erkundigungen über mögliche Auswirkungen elektromagnetischer Strahlung auf die Gesundheit einzuholen. Das Internet bot sich dazu als erstklassiges Forum an. Was ich bei meinen Recherchen fand, war alarmierend und erschreckend zugleich. Mir wurde erstmals bewusst, dass die Basisstation unseres DECT-Telefons direkt neben dem Schreibtisch meines Sohnes stand, der Abstand zwischen Basisstation und Schreibtischstuhl betrug weniger als 70 cm. Wir haben als Erstmaßnahme unser altes Schnurtelefon aus dem Keller geholt und das DECT-Telefon abgebaut und entsorgt. Dies geschah Ende August 2004, also noch vor Beginn des aktuellen Schuljahres. Mein Sohn ist seitdem "wie ausgewechselt", er hat in den vergangenen sieben Monaten nur noch an zwei oder drei Tagen über Kopfschmerzen geklagt und seine Hausaufgaben fertigt er unverzüglich nach dem Mittagessen innerhalb von von etwa einer Stunde an. Das aus den vorherigen Schuljahren bekannte "Theater" beim Hausaufgaben machen ist wie weggeblasen.

Im Nachhinein haben sich auch die Durchschlafstörungen meiner Ehefrau gegeben und auch mein 16-jähriger Sohn gab spontan an, deutlich besser zu schlafen. Dieser Sohn schlief genau ein Stockwerk unter unserer DECT-Basisstation (also in etwa drei Meter Abstand), meine Ehefrau und ich haben unser Schlafzimmer genau oberhalb der DECT-Basisstation (etwa 4 Meter Abstand bis zum Bett). Sonderbarerweise habe ich selbst außer gelegentlichem morgendlichen Kopfdrücken kaum konkrete Beschwerden verspürt.

Für mich ist dieses persönliche Erlebnis ein klarer Beweis, dass elektromagnetische Strahlung auch im nicht-thermischen Bereich gravierende Auswirkungen auf den/die Menschen haben kann. Sicherlich sind nicht alle Menschen gleich betroffen, was sich auch in meiner Familie zeigte. Juristische Beweiskraft wird der geschilderte Fall sicherlich nie bekommen, da ich keinesfalls eine Re-Exposition meiner Familie vornehmen möchte. Ich versichere jedoch, dass die von mir geschilderten Vorkommnisse korrekt sind und der Wahrheit entsprechen.

Abschließend kann ich nur warnen vor einem unkritischen Einsatz und Ausbau sowohl von Mobilfunk als auch DECT-Telefonen sowie den immer verbreiteteren WLANs für PCs und Laptops. Der volkswirtschaftliche Schaden muss immens sein, wenn man annimmt, dass grob geschätzt 10 bis 20 % der Bevölkerung mehr oder weniger elektrosensitiv sind, und diese Personen nahezu permanent unter Befindlichkeitsstörungen und/oder Kopfschmerzen leiden. Neben dadurch verursachten Kosten für das Gesundheitssystem leidet sicherlich auch die Produktivität der Betroffenen im Berufsleben. Man darf nicht vergessen, dass es sich bei einem Bevölkerungsanteil von 10 bis 20 % allein in der Bundesrepublik um eine Zahl von 10 bis 20 Millionen Einwohner handelt.