20.03.2005
Sehr geehrte Frau Dr. Waldmann-Selsam,
in einem kurzen Bericht fassen wir unsere Erfahrungen mit der mobilen Kommunikation zusammen. Obwohl wir bereits über mögliche langfristige Auswirkungen der gepulsten Hochfrequenz gelesen hatten, konnten wir die ersten Symptome nicht zuordnen, denn Befindlichkeitsstörungen aufgrund von Hochfrequenz waren uns völlig unbekannt.
Nach Umzug in neue Praxisräume Juli 2002 begann zunächst bei meiner Frau A. Krankheitsgefühl verbunden mit starker Mattigkeit und kraftlosen Beinen sowie Klagen über eine unangenehme Geräuschkulisse im Kopf während des Aufenthaltes in den neuen Räumen. Die Geräusche im Kopf verschwanden mitunter schlagartig, die anderen o.g. Beschwerden dagegen erst nach Verlassen des Bürohauses. Wir vermuteten Ausdünstungen des neuen Teppichbodens als Ursache.
November 2002: Meine Frau berichtet erstmals über unangenehme Erfahrungen mit einem Mobilfunksender in ca.
70 Meter Entfernung bei einem Spaziergang im Regen, vor allem über starken Ohrendruck links mehr als rechts,
Kopfdruck, Ziehen aller Zähne bis in die Kieferknochen und ein Gefühl der Luftnot während des
Blickkontakts mit dem Sender. Die Beschwerden verschwanden größtenteils sofort nach Verlassen des
direkten Einflussbereiches des Senders. Das Gefühl der Luftnot dauerte etwa eine Stunde an.
Wenige Tage nach dieser Erfahrung stellten sich bei ihr ausgeprägte Beschwerden im Kopfbereich ein während
der Arbeit am Computerbildschirm, mit Druckgefühl auf Ohren, Gesichtsknochen und Speicheldrüsen, die bis
heute bei PC-Arbeit anhalten.
Dezember 2002: Beginn von anhaltendem Kopfdruck und erheblichen Schlafstörungen sowohl bei mir als auch
bei meiner Frau, diese zunehmend und besonders ausgeprägt an Weihnachten. Wir beobachteten bei uns
Wortfindungsstörungen. Wir setzten in sonst flüssig gesprochene Sprichwörter falsche Worte ein.
Meine Frau verlegte ihren Schlafplatz in den Keller des Hauses. Als ich wegen Kopfdruck, Denk-, Konzentrations- und
Schlafstörungen beruflich nicht mehr funktionierte, erwog ich eine Computertomographie zum Ausschluss eines
Hirntumors. Da sich auf dem Praxis-Büro-Hochhaus viele Antennen befinden, dachten wir auch an deren Einfluss
und evtl. Reflexionen an gegenüber gelegenen Gebäuden und ließen Wohn- und Arbeitsplatz von einem
Baubiologen überprüfen. Dieser machte in den Praxisräumen ein DECT-Telefon als Strahlungsquelle
ausfindig, das an Intensität die von außen hereinkommende Strahlung weit übertraf. Das DECT-Telefon
hatte mein Arbeitgeber mir im Juli 2002 in die Praxisräume gestellt. Diese Technik war mir bis dahin unbekannt.
Ich verpackte das DECT-Telefon, kaufte mir ein herkömmliches Schnurtelefon und bin seitdem beschwerdefrei.
Ein CT vom Kopf erübrigte sich.
Erst aufgrund der Informationen des Baubiologen konnte meine Frau ihre Beschwerden während des Aufenthaltes
in den Praxisräumen der ca. 2 Meter entfernt stehenden Basisstation des DECT-Telefons zuordnen. Das schlagartige
Verschwinden der Geräusche in ihrem Kopf war jedes Mal dann zustande gekommen, wenn ich nach einem längeren
Telefongespräch mit dem schnurlosen Teil des DECT-Telefons die Verbindung beendet hatte.
Ein DECT-Telefon in unserem Wohnhaus hatten wir nie in Betrieb, wohl aber ein analoges CT1+-Telefon, das wir selten verwenden. Der Baubiologe konnte am 22.01.2003 im Schlafzimmer gepulste Hochfrequenz von 11,30 Mikrowatt pro Quadratmeter (Summenmesswert) messen und empfahl die Funkbelastung auf den Vorsorgewert 0,1 Mikrowatt pro Quadratmeter zu senken mit Hilfe von Abschirmmaterialien. Ein Verwaltungsgerichtsurteil hatte im Herbst 2002 die Inbetriebnahme für viele neu installierte Sender in Koblenz frei gegeben und auch uns ab da eine Erhöhung der Funkbelastung auf den oben angegebenen Summenwert beschert.
Da wir von Sendern umgeben sind, erscheint uns Abschirmung nicht machbar. Meine Frau bevorzugt den Schlafplatz im Keller des Hauses. Als das Ziehen in ihren Zähnen im Juni 2003 sich zu einer anhaltenden und somit chronischen Form entwickelte, begann für sie eine Zahnbehandlung, die noch lange nicht abgeschlossen ist und bislang auch noch nicht zu einer Erleichterung der Beschwerden geführt hat. Der Aufenthalt außerhalb des Hauses ist für sie immer mit stärkeren Störungen verbunden, insbesondere bei Autobahnfahrten, IC- und ICE-Fahrten in voll besetzten Abteilen, Aufenthalten unter Leuchtstoffröhren, an Supermarktkassen und in Nähe zu Fax-Geräten und zu magnetischen Feldern allgemein.
Bei Kontaktaufnahme mit offiziellen Stellen haben wir bestenfalls Hilflosigkeit, in der Regel Ablehnung erfahren.
Mit der Veröffentlichung unserer Namen sind wir einverstanden.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. med. O. L.
A. L.