Jochen Diefenthaler
Augsburger Str. 56
87700 Memmingen

AOK-Bundesverband
Herrn Dr. Herbert Reichelt
Postfach 11 02 46
10832 Berlin

7. September 2010

Sehr geehrter Herr Dr. Reichelt,

vielen Dank für Ihre Antwort vom 29. Juni auf meinen offenen Brief vom 20. Juni.

Die Studien des Deutschen Mobilfunk Forschungsprogramms bezeichnen Sie als "qualitativ hochwertig". Für Kenner der Sachlage ist diese Einschätzung nicht nachvollziehbar. Weiter schreiben Sie über das DMF: "Mit eingegangen sind in die bisherige Ergebnisbewertung auch nationale und internationale wissenschaftliche Daten der letzten 50 Jahre. Dabei zeigten sich bisher keine deutlichen Hinweise auf ein gesundheitliches Risiko. Auch lieferten die Studien bisher keine Hinweise auf Langzeitwirkungen, weder im Tiermodell noch in epidemiologischen Studien."

Ich zitiere hierzu Prof. Adlkofer (1): "Das DMF kommt in seiner (...) zusammenfassenden Bewertung zu der Erkenntnis, dass insgesamt kein Anlass besteht, die Schutzwirkung der geltenden Grenzwerte vor gesundheitlichen Risiken in Zweifel zu ziehen. Eine solche Aussage ist mit den verfügbaren Forschungsergebnissen nicht annähernd in Einklang zu bringen. (...) Durch das Fehlen der Antworten auf entscheidende Fragen wird die entwarnende Botschaft der Bundesregierung nicht einmal durch die im eigenen Forschungsprogramm erhaltenen Ergebnisse gedeckt, erst recht nicht durch den sich aus der internationalen Literatur ergebenden Stand des Wissens."

Es stellt sich die Frage, wie Ihre Entwarnung anhand des DMF mit

in Einklang zu bringen ist.

Sie schreiben: "Wir [die AOKs] werden auch in Zukunft die Forschungsergebnisse zum Thema hochfrequenter elektromagnetischer Felder verfolgen und die Versicherten der AOK-Gemeinschaft über Neuerungen informieren."
Leider kann ich Ihrem Schreiben nicht den geringsten Kontakt zum Stand unabhängiger Forschung bezüglich der biologischen Wirkungen elektromagnetischer Felder entnehmen. Ich frage mich: Haben Sie sich nicht über den Stand der wissenschaftlichen Erkenntnis informiert, oder blenden Sie mit Rücksicht auf die Mobilfunklobby gezielt alles aus, was Studien unabhängiger Forschung bislang erbracht haben?

Ich bitte Sie (und alle weiteren Leser dieses Briefes), sich von www.broschuerenreihe.net die PDF-Version des Heftes "Wie empfindlich reagieren die Gene auf Mobilfunkstrahlung?" herunterzuladen (Klick auf "BROSCHÜREN" > Klick auf den Titel > "Online-Version als PDF"). In dem Heft stellt Herr Prof. Adlkofer auf den Seiten 6 bis 8 Fragen zur Relevanz und Glaubwürdigkeit des DMF, welche er auf den Seiten 17 bis 19 beantwortet.

Sie verweisen zur Rechtfertigung von Handy-Werbung im AOK-Magazin auf das "Bestreben, das Mitgliedermagazin finanzierbar zu halten". Diese Aussage wäre beinahe als Witz zu betrachten, wenn die Lage nicht so ernst wäre: Die gesundheitlichen Folgeschäden, welche durch sorglose Handynutzung entstehen, werden die allgemeinen Ortskrankenkassen mit hoher Wahrscheinlichkeit ein Vielfaches dessen kosten, was Sie jemals durch Handy-Werbung einnehmen können.

Mit freundlichen Grüßen
Jochen Diefenthaler

(1) "Warum Grenzwerte schädigen, nicht schützen - aber aufrechterhalten werden" - Broschüre der Kompetenzinitiative e.V., St. Ingbert, September 2009, S. 37
als PDF-Datei online verfügbar auf www.broschuerenreihe.net


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