03.02.09

An Staatssekretärin Huml
Bayerisches Staatsministerium für Umwelt und Gesundheit
Rosenkavalierplatz 2
81925 München

Gefährdung durch Mobilfunkstrahlung
Bitte um Erhaltung des mobilfunkarmen Gebietes, Nähe Hammelburg, für meine Tochter J., geb. 20.05.1994

Sehr geehrte Frau Staatssekretärin Huml,

ich wende mich an Sie als Ärztin und Staatssekretärin im Staatsministerium für Umwelt und Gesundheit persönlich, da die Gesundheit meines dritten Kindes durch äußere Einflüsse gefährdet ist.

Die 14-jährige J. besuchte seit 2003 das M.-Gymnasium, Aschaffenburg. Sie spielte gerne Klavier und hat zweimal erfolgreich bei Jugend musiziert teilgenommen. Wir wohnen in der R.straße, in der Nähe des Hauptbahnhofes von Aschaffenburg.

J. litt seit 2005 unter Schlafstörungen und Tagesmüdigkeit. Während eines Skilagers im Dezember 2006 hatte sie keinerlei Schlafprobleme, war körperlich fit und leistungsfähig. Ab 2007 kamen folgende Symptome hinzu: Kopfschmerzen, Schwindel, Konzentrationsstörungen, Verlangsamung, Muskelschmerzen, Muskelkrämpfe, Übelkeit, Schüttelfrost. Da die Schlafprobleme zu Hause unerträglich wurden und rätselhafte Unterschiede in Abhängigkeit vom Zimmer auftraten, wurden im März 2007 Messungen der elektromagnetischen Felder veranlasst. Diese Messungen zeigten Hochfrequenzimmissionen ausgehend von DECT-Telefonen und von Mobilfunksendern an. Das eigene DECT-Telefon wurde umgehend nachts abgeschaltet und später ganz abgeschafft. Der Schlaf besserte sich etwas.

Im Oktober 2007 waren die Kopfschmerzen oft unerträglich. Nach der Schule musste sich J. total erschöpft mehrere Stunden hinlegen. Immer häufiger konnte sie die Schule nicht besuchen. Der Kinderarzt überwies ins C. Kinderhospital, Frankfurt a. M. Trotz gründlicher Untersuchung, einschließlich MRT Schädel, konnten die Ärzte keine Ursache finden.

In meiner Verzweiflung angesichts des leidenden und erschöpften Kindes brachte ich meine Tochter im Januar 2008 für zwei Wochen zu meinen Eltern in einen Ort bei Hammelburg. Erstaunlicherweise war sie dort nach wenigen Stunden beschwerdefrei.

Im Februar 2008 folgten erneute Versuche am Unterricht in Aschaffenburg teilzunehmen, die jedoch wegen erheblicher Symptome immer wieder für mehrere Tage unterbrochen werden mussten. Daher brachte ich mein Kind im März 2008 erneut zu den Großeltern, wo sie wiederum sofort wohlauf war. Auch während einer Pferdefreizeit im Mai 2008 in der Wetterau, Nähe Gießen, ging es ihr gut. Bei Betreten von Geschäften oder Einkaufszentren kommt es sofort zu Kopfschmerzen, Schwindel und Schwäche, die zum Verlassen zwingen.
Eingehende Blutuntersuchungen bei dem Umweltmediziner Dr. B. wiesen Störungen im Immunsystem (Autoantikörper gegen Zellkerne, ZNS-Antigene, Serotonin, Ganglioside, Antikörper gegen Borreliose), Störungen der Schilddrüse, des Calcium-Stoffwechsels und Antikörper gegen Pilze nach.
Da weitere Schulbesuche nicht möglich waren, lebte J. ab Ende Mai wieder bei den Großeltern.

Zusammenfassung: Die erheblichen Beschwerden meines Kindes im Jahr 2008, die den regelmäßigen Schulbesuch in Aschaffenburg unmöglich machten, waren offensichtlich ortsabhängig. An funkarmen Orten (Skilager, Ort in der Nähe von Hammelburg, Reiterhof) ist J. munter und beschwerdefrei. Hieraus ergibt sich der Verdacht, dass mein Kind durch den Einfluss hochfrequenter elektromagnetischer Felder (Mobilfunksender, Bahnsender, DECT-Telefone, WLAN, Handys) Schaden nimmt.

Um den Verdacht zu klären, bemühte ich mich um die Bestimmung der Belastung durch hochfrequente elektromagnetische Wellen durch eine Langzeitmessung.
Diese wurde vom 25.04.-29.04.08 mit dem Dosimeter ESM 140 der Firma Maschek durchgeführt und von Dr. Dietrich Moldan ausgewertet.

Schule, Klassenzimmer, 2.OG bis zu 10.000
bis zu 1.400
µW/m²
µW/m²
durch Handys
durch Sendemasten
Schule, Kunstsaal bis zu 40 µW/m² durch Sendemasten
Einkaufszentrum bis zu 3.000
bis zu 10.000
µW/m²
µW/m²
durch Handys
durch Sendemasten
zu Hause bis zu 3.000 µW/m² durch Sendemasten
zu Hause, Baldachin bis zu 20 µW/m² durch Sendemasten

Die Hochfrequenzimmissionen im Klassenzimmer, 2.OG, und in unserer Wohnung betrugen bis zu 10.000 µW/m². Im Kunstsaal, der sich im Erdgeschoß befindet und in welchem J. in der Regel keine Beschwerden hat, lagen die Werte bis auf einen kurzen Spitzenwert von 150 µW/m² unter 40 µW/m².
Aufgrund des ortsabhängigen Beschwerdebildes meiner Tochter und dem Nachweis von Hochfrequenzimmissionen in Aschaffenburg (Schule und Wohnung) suchten wir mit Hilfe erneuter Dosimetermessungen im Juli 08 ein funkarmes Internat. Die Messwerte lagen im Außenbereich des Internates in Gemünden a.M. unter der Nachweisgrenze von 20 µW/m².

Seit September 2008 besucht meine Tochter ein Internat in Gemünden. Ihre massiven Beschwerden ließen dort zunächst nach. Ein Spaziergang zum Bahnhof führte jedoch sofort wieder zu Erschöpfung und Kopfschmerzen. Im Internat kam es zeitweise erneut zu Kopfschmerzen und Müdigkeit. Am 12.12.08 wurden auch im Internat Hochfrequenzbelastungen ausgehend von DECT-Telefonen festgestellt. Die Internatsleitung ist erfreulicherweise bereit einen Austausch dieser Dauersender vorzunehmen.

Da J. sich dringend wünschte, Weihnachten zu Hause in Aschaffenburg mit der Familie zu feiern, war sie über die Weihnachtsfeiertage bei uns. Da sie jedoch wieder sehr stark reagierte, musste sie kurz darauf erneut zu den Großeltern gebracht werden.

Wie soll die Zukunft von J. aussehen? Wie die Zukunft vieler Kinder, die ebenfalls unter Kopfschmerzen, Schwindel, chronischer Müdigkeit, häufiger Gereiztheit im Wechsel mit gedrückter Stimmung und sogar Herzrhythmusstörungen sowie hohem Blutdruck leiden und nur die Ursache nicht ahnen?

Im Moment werden an vielen Orten in Bayern weitere Sender installiert. Sollte die Wohnung der Großeltern unter den Einfluss von Sendern geraten, wo könnte dann mein Kind noch Schutz finden? Bitte setzen Sie sich für den Erhalt der noch existierenden funkarmen Orte ein.

Ich habe mich in dem Schreiben auf die akuten Probleme seit 2007 beschränkt. Rückblickend ist es denkbar, dass vorübergehende, massive Verhaltensveränderungen bei J. ab 1999 jeweils nach mehrstündigen Besuchen bei meinen Schwiegereltern in Zusammenhang standen mit der Inbetriebnahme eines Mobilfunksenders im Jahr 1999 auf dem Dach dieses Gebäudes. Ab 2002 wurde wiederholt eine pathologische Eiweißausscheidung im Urin nachgewiesen, die nach Aufenthalt an funkarmen Orten zurückging.
Meine Schwiegermutter verstarb im September 2006 an einem Gehirntumor (Gliom).

Der mir zugesicherte Termin in Ihrem Büro in Bamberg, am 06.02.09, wurde abgesagt, da mir Ihre Sekretärin mitteilte, dass Sie viele Termine wahrzunehmen hätten. Daher bitte ich Sie nun um einen erneuten Gesprächstermin.

Was kann wichtiger sein als die Gesundheit unserer Kinder? Ohne gesunde Kinder gibt es keine Zukunft.

Mit freundlichen Grüßen
D. E.
Mutter von J.

P.S. Ich bitte um eine Eingangsbestätigung meines Schreibens.